Youngstar: Zwischen Routine und High-End-Medizin

Der Youngstar dieser Ausgabe vollführt im klinischen Alltag einen Spagat zwischen Spezialisierung und breitgefächerter Versorgung. Die größte Herausforderung ist dabei – neben aussichtslosen Fällen – der Mangel an Zeit in der zunehmend geforderten ambulanten Onkologie.

Der Youngstar dieser Ausgabe vollführt im klinischen Alltag einen Spagat zwischen Spezialisierung und breitgefächerter Versorgung. Die größte Herausforderung ist dabei – neben aussichtslosen Fällen – der Mangel an Zeit in der zunehmend geforderten ambulanten Onkologie. (krebs:hilfe! 4/18)

Popper: „Die Famulatur auf der Onkologie hat mir sehr gut gefallen. Es ist weniger hektisch als auf einer operativen Abteilung und man kann sich auf den Patienten fokussieren.“

Dr. Ulrich Popper von der Abteilung für Interne I am Ordensklinikum Linz ist 34 Jahre alt und hat gerade die Facharztausbildung für Innere Medizin abgeschlossen. Sein primäres Interesse gilt der Gastroenterologie, und hier vor allem den Kolon- und Pankreastumoren. „In diesem Bereich sitze ich mit im Tumorboard. Aber wir haben einen Versorgungsauftrag und ich behandle genauso Patienten mit Mammakarzinom, hämatologischen Entitäten oder nicht malignen Erkrankungen. Bei einer so breiten Ausrichtung muss man immer nachlesen, aber gerade das ist sehr interessant.“

Laufende Betreuung

„Mein Hauptschwerpunkt liegt auf der klinischen Arbeit und Patientenbetreuung“, erzählt Popper, der in dieser Aufgabe zugleich seine größte Motivationsquelle sieht. „Patienten befinden sich oft in einer verzweifelten Situation, und man kann ihnen trotzdem helfen. Das muss nicht immer die Chemotherapie sein.“ Wichtig ist dem Jungonkologen, mit den Patienten ein gutes Konzept für die Zeit nach der Entlassung zu erarbeiten, wobei er eng mit Sozialarbeitern, Palliativmedizinern und mobilem Hospizteam zusammenarbeitet. „Bei der palliativmedizinischen Mitbetreuung der Patienten und Beratung der Angehörigen bekommt man sehr viel Gutes zurück.“ Schon als Turnusarzt im AKH Linz hat sich Popper für Krebspatienten engagiert.

Damals ist er einmal wöchentlich bei einer Laufgruppe mit Brustkrebspatientinnen mitgelaufen. An seine eigenen Grenzen gerät der Mediziner, wenn er beispielsweise mit sehr jungen Patienten und aussichtsloser Prognose zu tun hat. „Ein rezenter Fall eines Rhabdomyosarkoms, das zum Zeitpunkt der Diagnose bereits weit fortgeschritten war, hat alle Beteiligten an unserer Klinik viel Energie gekostet.“ Patienten mit derart seltenen Tumoren werden ebenfalls im Ordensklinikum behandelt, wobei ein enger fachlicher Austausch mit Univ.-Prof. Dr. Thomas Brodowicz von der Wiener Spezialambulanz für Weichteil- und Knochensarkome stattfindet.

Onkologie als Privileg

Warum sich Popper gerade für die Onkologie entschieden hat? „Bei einer Famulatur an der Charité in Berlin, habe ich auf der Onkologie gearbeitet. Das hat mir sehr gut gefallen, man ist privilegiert, denn es ist weniger hektisch als z.B. auf einer operativen Abteilung. Man kann ein bisschen die Luft rausnehmen und sich auf den Patienten fokussieren.“ Gerade das Sich-Zeit-nehmen gehe aber zunehmend verloren, so der Jungonkologe. „Der Gesetzgeber schreibt vor, dass man in der Onkologie immer mehr ambulant machen soll. Und es ist auch für die Patienten angenehm, wenn sie für bestimmte Dinge nicht stationär aufgenommen werden müssen.“ Andererseits werden dadurch die zeitlichen Ressourcen pro Patient immer knapper. „Eine Herausforderung.“ Für Popper stellt sich zudem die Frage, wie man in Zukunft mit Patienten umgehe, die aus Sicherheitsgründen über Nacht bleiben möchten, bei denen aber streng genommen keine Indikation für eine stationäre Aufnahme besteht.

Als nächstes hat sich Popper das Ziel gesetzt, das Additivfach Hämatologie und Onkologie zu machen und in weiterer Folge vielleicht auch Gastroenterologie. „Fraglich ist, wo sich die Onkologie hinbewegt. Viele Disziplinen sind bereits selbst onkologisch tätig. Wird man als Internist irgendwann nur mehr Hämatoonkologie machen?“ Sinnvoll und erstrebenswert wäre für Popper jedenfalls ein noch stärkeres Ineinandergreifen von Diagnostik, v.a. Endoskopie und Ultraschall, mit der Therapie von gastrointestinalen Tumoren. Ein aktuell laufendes Projekt des Jungmediziners ist eine Arbeit über die molekulare Heterogenität von Kolorektalkarzinomen sowie potenzielle Biomarker. Weiters plant er die Veröffentlichung von zwei Fallberichten zum erfolgreichen Einsatz des BRAF-Inhibitors Vemurafenib bei Langerhanszell-Histiozytose.

Aufarbeiten und Abschalten

Jener Patient mit dem Rhabdomyosarkom ist mittlerweile nach Hause entlassen worden. „Nach einer sehr toxischen Chemotherapie hatte er einen ausgedehnten Progress. Wir glauben, dass es keine sinnvolle Therapie mehr gibt. Fälle wie dieser sind schon sehr belastend.“ Umso wichtiger ist Popper in diesen Situationen eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, um eine gute Versorgung des Patienten zu Hause zu gewährleisten. Eine Möglichkeit für den Arzt, damit umzugehen, ist die Aufarbeitung einzelner Fälle in der Gruppe. Auch Mountainbiken, ins Fitnessstudio gehen oder Skifahren sind für ihn gute Wege, um den Klinikalltag eine Zeitlang hinter sich zu lassen.

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