ZÜRICH – Jeder zweite Fussballer stand bei der WM 2018 unter Einfluss von Medikamenten. Am beliebtesten waren Analgetika, Schlafmittel und Angstlöser. Auch Supplemente lagen hoch im Kurs. Doping war das alles nicht, es brachte aber trotzdem die Gesundheit der Spieler in Gefahr.
Die Daten zur Arzneimittel-Verordnung bei der letzten Weltmeisterschaft lieferten die Teamärzte persönlich – über ein neues Online-Meldesystem der FIFA*. Anzugeben waren sämtliche Medikamente, die die 736 Fussballspieler innerhalb von 72 Stunden vor einem WM-Match genommen hatten. Auch genutzte Supplemente mussten gemeldet werden, schreiben Chelsea Oester und Kollegen von der FIFA in Zürich.
Das Ergebnis: Rund die Hälfte der WM-Teilnehmer (54 %) griff mindestens einmal während des Turniers zur Tablettenschachtel oder Spritze. 39 % dieser Spitzenfussballer nahmen sogar vor jedem Match ein oder mehrere Arzneimittel ein. Am häufigsten kamen mit 38,6 % nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) zum Einsatz, gefolgt von Schlafmitteln und Anxiolytika.
Damit sank zwar die Verordnung von NSAR im Vergleich zur WM 2014 (-20 %), liegt aber nach wie vor zu hoch, warnen die Autoren. Die Teamärzte verschrieben die Antirheumatika fast dreimal so oft wie andere Analgetika. Einer von vier Kickern bekam vor jedem Spiel NSAR.
NSAR nicht zur Prophylaxe geeignet
Ähnliche Zahlen werden auch von anderen Sportarten berichtet. Die Autoren sehen diese Praxis sehr kritisch und verweisen auf das Internationale Olympische Komitee (IOC). In seinen Leitprinzipien empfiehlt das IOC, bei Schmerzen jeweils nur einen Wirkstoff zu verordnen – in der niedrigsten Dosis, über einen möglichst kurzen Zeitraum und in Kombination mit nichtpharmakologischen Massnahmen. NSAR und andere Analgetika eignen sich weder zur Schmerzprophylaxe noch zur Anwendung bei Verletzungen.
Diese Grundsätze wurden während der Weltmeisterschaft 2018 in Russland gründlich missachtet. Das ist ein riskantes Verhalten angesichts der Gesundheitsgefahren, die die häufige Einnahme nichtsteroidaler Antirheumatika für Sportler haben kann. Am bekanntesten sind die gastrointestinalen Komplikationen (Ulkus, Blutung etc.). Nicht minder riskant: die Verschlechterung der Nierenfunktion. Zudem leidet der Knochenstoffwechsel – statt des erhofften WM-Gewinns drohen Frakturen. Diese Risiken sollten auch die Sportler kennen.
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